Chunking: optimale Verarbeitung von Inhalten im Webdesign
Chunking im Webdesign - Was ist das und welche Tipps für eine optimale Verarbeitung von Inhalten bzw. Content gibt es.
Wer kennt sie nicht, endlose Textwüsten, denen man immer wieder auf Webseiten und Blogs begegnet. Sie behindern unseren Lesefluss und sorgen so dafür, dass wir eine Website auch schnell wieder verlassen.
Der einfache Grund: Auf diesen Webseiten fehlt die Struktur, ohne die wir Inhalte jedoch schlecht erfassen und verstehen können.
Schnelleinstieg:
Chunking: Wie kognitive Psychologie die Verarbeitung einer Website beinflusst
Was ist Chunking?
Beim Chunking werden Inhalte in kleinere Chunks, Teilinhalte, gruppiert, wodurch sowohl die Verarbeitung, das Verständnis als auch das Erinnerungsvermögen an diese verbessert wird.
Die Methode beruht auf der Information Processing Theory von George A. Miller.
Ein einfaches Anwendungsbeispiel für Chunking ist das Gruppieren einer Telefonnummer in kleinere Zahlenfolgen, um sich diese besser merken zu können.
Definition
Ein Stück oder Anteil von einem Ganzen wird allgemein als „Chunk“ bezeichnet. Dieser Chunk wird in der kognitiven Psychologie als eine Organisationseinheit im Gedächtnis betrachtet. Durch die Methode, wie diese Informationen in unser Gedächtnis gelangt sind, weisen diese unterschiedlichen Aktivierungsniveaus auf, wodurch es Unterschiede dabei gibt, wie einfach oder auch schwer man auf die Informationen zugreifen kann.
Wird eine Information mit einem Konzept aufgenommen, welche diese in Chunks gruppiert, wird das Abrufen der Informationen erleichtert. Diesen Vorgang nennt man Chunking und dieser eignet sich sehr gut als Lernmethode.
Definiert man das Wort „Chunking“ für Nutzererlebnisse, wird bei diesem eine bestimmte Masse an Informationen in kleine, getrennte Informationseinheiten (Chunks) aufgeteilt. Anstelle einer großen Aussage bietet das Chunking die Möglichkeit, diese in kleine, verständliche und unterschiedliche Einheiten aufzuteilen, die gemeinsam wiederum die große Aussage ergeben.
Durch diese Methode wird es Nutzern ermöglicht, Texte einfach zu überfliegen. Auch verbessert es die Verständlichkeit des Textes und das Erinnerungsvermögen an diesen.
Grundlage der Chunking-Methode
Grundlage dieser Methode ist die „Information Processing Theory“ von George A. Miller. In dieser Theorie präsentiert Miller zwei theoretische Ansätze, welche eine Grundlage der kognitiven Psychologie und des hierfür relevanten Informationsprozess darstellt.
Einer der theoretischen Ansätze innerhalb der vorgestellten Methode Millers ist das Konzept des „Chunking“. Bereits 1956 präsentiert Miller der Öffentlichkeit die Behauptung, dass das Kurzzeitgedächtnis lediglich 5-9 kleinere Inhaltseinheiten, den „Chunks“, speichern kann. Diese Inhaltseinheit können PIN, Wörter aber auch beispielsweise Gesichter von Personen sein.
Das Konzept des „Chunking“ und die daraus resultierende begrenzte Informationsaufnahme des Kurzzeitgedächtnisses ist bis heute die Grundlage aller folgenden Theorien, welche das Gedächtnis und das Erinnerungsvermögen betreffen.
Bis heute wird die Information Processing Theory von George A. Miller angewandt und zählt als eine der grundlegenden Theorien der menschlichen Wahrnehmung. Auf allen Ebenen der kognitiven Verarbeitung wurde die Theorie belegt und anerkannt.
Beispiele zur Anwendung der Chunking-Methode
Ein einfaches Beispiel zur Anwendung der Chunk-Methode ist das Gruppieren einer Telefonnummer, um sich diese leichter und längerfristig zu merken.
Möchte man sich beispielsweise die Mobilnummer 0171123456 merken, kann man sich diese gedanklich in einzelne Nummernfolgen aufteilen, wodurch das Erinnerungsvermögen an die Nummer erleichtert, wird: 0171-123- 456.
Auch andere Zahlenfolgen wie Passwörter, Bankkarten-PIN oder auch Datumsangaben können mithilfe dieser Methode besser verarbeitet werden und so das Erinnerungsvermögen steigern.
Um einen Text mithilfe der Chunking-Methode verständlicher und leserfreundlicher zu gestalten, werden lange Textblöcke vermieden und Textinhalte gruppiert. Die bekannteste Methode zum Chunking von Texten ist es beispielsweise kurze Absätze zu nutzen, welche durch Leerräume getrennt werden.
Auch sollten kurze Textzeilen genutzt werden, welche einen Umfang von ungefähr 50 – 75 Zeichen haben sollte. Ebenfalls sollten visuelle Hierarchien geschaffen werden, wobei hier zusammengehörige Objekt gruppiert werden.
Zusätzlich zum Gruppieren und Unterteilen des Textes in kleinere Abschnitte sollten für die Verständlichkeit und die Möglichkeit des Überfliegens eines Textes die wichtigsten Inhalte eines Textes hervorgehoben werden.
Hierfür sollten Überschriften und Unterüberschriften verwendet werden, welche im klaren Kontrast zum Fließtext stehen. Dies wird durch das Formatieren der Überschrift, also beispielsweise das fett drucken oder kursiv schreiben einer Überschrift, gewährleistet.
Auch Schlüsselwörter im Text sollten hervorgehoben werden. Stichpunktlisten, nummerierte Aufzählungen oder auch kurze Zusammenfassungen längerer Texte helfen dem Leser, den Text schneller und besser zu verstehen und gegebenenfalls auch zu überfliegen.
Videos können gruppiert werden, indem diese beispielsweise in Kapitel oder Themen unterteilt werden. Dies erleichtert die Navigation innerhalb des Videos. Auch in einer App-Toolbar können zusammengehörige Instrumente gruppiert werden, um die Nutzerfreundlichkeit zu steigern.
Unabhängig davon, für welchen Multimedia-Inhalt (Bilder, Videos, Texte oder auch Buttons) man effektiv Chunking anwendet, man sollte zusammengehörige Inhalte immer nahe zusammen und gleich ausgerichtet präsentieren.
Dies nennt man das Gesetz der Nähe der Gestaltpsychologie. Um Nutzern das Unterscheiden zwischen zusammengehörigen und nicht zusammengehörigen Inhalten zu erleichtern, können Hintergrundfarben, horizontale Linien und Leerräume verwendet werden.
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Was ist die optimale Anzahl von Chunks?
Es gibt keine allgemeingültige optimale Anzahl von Chunks, welche verwendet werden, sollte.
Während Miller von einer optimalen Anzahl von sieben oder auch dem Bereich 5-9 spricht, sprechen andere Forscher heute sogar von einem Richtwert von 3-6 Chunks pro Inhalt.
Generell ist die optimale Anzahl jedoch auch individuell.
Wie bereits erwähnt, liegt für George A. Miller die optimale Anzahl von Chunks bei 5-9, noch spezifischer spricht er von der Zahl sieben als ideale konkrete Angabe. Laut Miller kann der Mensch nur 7 verschiedene Chunks im Kurzzeitgedächtnis innehalten. Irrelevant hierbei ist jedoch die Größe der einzelnen Chunks.
Zu beachten ist, dass diese Zahl nur relevant ist, wenn sich der Nutzer an bestimmte Dinge und Inhalte erinnern soll. Geht es lediglich um beispielsweise Designfragen, ist die Zahl sieben hier keineswegs ein Richtwert.
Zielt man jedoch darauf ab, dass sich ein Nutzer an Dinge und Inhalte erinnert, so ist die Aufnahmekapazität begrenzt. Dennoch sollte man sich nicht auf die Zahl sieben versteifen. Wie oben erläutert, spricht Miller selbst auch von dem Richtwert 5-9 und andere Forscher sprechen sogar nur von den Richtwerten 3-6. Einstimmig wird jedoch davon abgeraten, zu viele Inhalte zu teilen, da das Kurzzeitgedächtnis nur begrenzt Inhalte verarbeiten kann.
Generell gilt jedoch zu beachten, dass die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses individuell ist. Relevant ist auch, wo sich eine Person befindet und auch was um diese herum geschieht, während diese Inhalte aufnehmen.
Deshalb ist es wichtig zu wissen, ob die Zielgruppe eine durchschnittliche, überdurchschnittliche oder auch vielleicht unterdurchschnittliche Verarbeitungskapazität des Kurzzeitgedächtnisses aufweist.
Warum ist Chunking wichtig für ein optimales Webdesign?
Mithilfe von Chunking kann eine Website leicht verständlich für den Nutzer aufgebaut werden, sodass dieser sich auf dieser auch besser orientierten kann.
Eine nutzerfreundliche Website wird sich auch positiv auf SEO auswirken.
Um ein leichtes Verständnis und eine schnelle Erinnerungsfähigkeit zu bieten, ist Chunking maßgebend. Deshalb sollte das Chunking-Prinzip auch bei der Gestaltung des Webdesigns berücksichtigt werden.
Anstatt den Nutzern einen unstrukturierten Fließtext und auch jegliche Inhalte vorzulegen, muss man diese in sinnvolle und strukturierte Unterkapitel einteilen. Dies führt dazu, dass sich Nutzer auf einer Website orientieren können und auch verstehen, was vermittelt werden soll.
Werden Inhalte sinnvoll gruppiert, können die Nutzer so die relevanten Inhalte leichter identifiziert und wahrgenommen werden, und weniger relevante Inhalte rücken leichter in den Hintergrund.
Durch ein sinnvolles, ansprechendes und strukturiertes Webdesign, erhöht sich die Verweildauer auf einer Website. Da Suchmaschinen die Verweildauer auf einer Website registrieren, ist diese Komponente sehr wichtig für den Erfolg deiner Website bezügliche Suchmaschinenanzeige.
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Chunking: Praktische Tipps für die Gestaltung einer Website
- kurze Sätze
- kurze und strukturierte Absätze
- Leerräume
- Unterüberschriften
- Nicht mehr als 5 Punkte in der Inhaltsangabe
- Fotos
- Aufzählungen
- Hervorheben wichtiger Inhalte
- Primacy-Recency-Effekt
Um Chunking erfolgreich für das Webdesign anzuwenden, sollten kurze und strukturierte Absätze geschaffen werden. Generell sollten auch kurze Sätze verwendet werden. Auch sollten bewusst Leerräume genutzt und geschaffen werden, um Chunks klar voneinander abzutrennen. Inhaltsreiche und prägnante Unterüberschriften, welche sich vom restlichen Fließtext abheben, wirken ebenfalls beim Chunking.
Generell sollten jedoch nicht mehr als fünf Punkte innerhalb der Inhaltsangabe aufgezeigt werden. Fotos, welche zu einzelnen Themen oder Absätzen passen, grenzen Chunks ebenfalls effizient voneinander ab und unterstützen hier bei der Orientierung. Aufzählungen sind ein geeignetes Hilfsmittel, um relevante Punkte aufzuzeigen.
Jedoch sollten hier immer passende Icons verwendet werden. Wichtige Textstellen sollten in fetter Schrift oder auch farbig markiert werden, um den Nutzer auf die relevantesten Inhalte aufmerksam zu machen. Die Wörteranzahl sollte im Durchschnitt um die Hälfte gekürzt werden gegenüber einem konventionellen Text für den gleichen Inhalt.
Auch der Primacy-Recency-Effekt kann für Chunking innerhalb des Webdesigns verwendet werden. Dieser Effekt besagt, dass sowohl der Anfang als auch das Ende von Inhalten besonders im Gedächtnis bleibt. Sei es bei einem Film, einer Aufführung, einer Modenschau oder auch bei Textnachrichten: Vor allem der Beginn und der Schluss bleiben im Gedächtnis und so möchten vor allem bei Aufführungen viele als Erster oder auch als Letzter auftreten.
Diesen Effekt kann man beim Webdesign und Chunking nutzen, in dem man auf seine eigene Marke positiv sowohl zu Beginn als auch zum Ende hinweist. Ebenfalls kann man die relevantesten Punkte des zu übermittelnden Inhaltes zum Ende nochmals kurz mithilfe eines Fazits zusammenfassen.
Für eine funktionierende und überzeugende Website ist es ausschlaggebend, dass diese zusammengehörigen Inhalte entsprechend gruppiert. Dies gilt sowohl für Texte, Fotos, aber auch für Hintergründe und alle anderen Elemente, die man als einzelne Bausteine für das Webdesign verwendet. Die Optik der Website ist eher zweitrangig. Versuche, deine Inhalte so aufzubereiten, dass sie so leicht zu verstehen und erfassen sind wie möglich.
Fazit
Mithilfe von Chunking können Einzelpersonen nicht nur eine erfolgreiche Lernmethode zum Auswendiglernen anwenden. Auch für das Übermitteln von Inhalten kann die Methode angewendet werden.
Chunking ermöglicht es, durch die Gruppierung von einem Gesamtinhalt in einzelne, unterschiedliche Teilinhalte, das Verständnis sowie die Lesbarkeit für Nutzer zu erhöhen und den Fokus auf die relevantesten Inhalte zu legen.
Hierdurch wird eine einfache, schnelle und langfristige Verarbeitung der Informationen ermöglicht.
FAQ zum Thema Chunking im Webdesign
Beim Chunking werden Inhalte in kleinere Chunks, Teilinhalte, gruppiert, wodurch sowohl die Verarbeitung, das Verständnis als auch das Erinnerungsvermögen an diese verbessert wird.
Für ein effizientes und erfolgreiches Chunking werden zusammengehörige Inhalte innerhalb eines Textes gemeinsam und gleich ausgerichtet aufgezeigt.
Die Präsentation sollte zu einer klaren Unterscheidung für den Nutzer führen, welche Inhalte zusammengehören und welche nicht.
Laut George A. Miller, auf welchem die Chunking-Methode beruht, ist sieben die optimale Anzahl an Chunks innerhalb eines Inhaltes. Miller hat selbst jedoch auch einen Spielraum zwischen 5-9 genannt.
Andere Forscher gehen mittlerweile von einer optimalen Anzahl von 3-6 Chunks aus.
Allgemein ist die optimale Anzahl jedoch auch immer vom individuellen Nutzer, seiner Person und auch den Gegebenheiten abhängig.
Das Kurzzeitgedächtnis speichert im Durchschnitt lediglich 18 Sekunden lang Informationen.
Für das Gehirn als wichtig empfundene Informationen werden anschließend in das Langzeitgedächtnis transportiert, werden die übrigen Informationen sofort wieder vergessen werden.
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Zuletzt aktualisiert am: 30. Januar 2023 | Der Informationsdesigner – Werbeagentur Allgäu