Der WordPress Gutenberg-Editor – Eine echte Revolution?
Die Gutenberg-Revolution - Der neue Block-Editor von WordPress. Wir geben einen Überblick über Vorteile, Chancen und Nachteile.
Mit der WordPress Version 5.0 hat ein neuer Editor Einzug gehalten. Unter dem Namen Gutenberg wird der neue Block-Editor mittlerweile seit Anfang 2017 stetig weiterentwickelt. Wir zeigen, was es damit auf sich hat.
Gutenberg – eine Revolution by WordPress?
Der Namenspatron für den neuen Content-Editor für WordPress ist nicht irgendwer: Johannes Gutenberg. Seine Erfindung des Buchdrucks zählt zu den bedeutendsten Erfindungen der Menschheit überhaupt und war zu Beginn der Neuzeit eine Revolution. Das, so sollte man sich vor Augen führen, ist der Claim, den WP hiermit beansprucht: eine umwälzende Erfindung.
Für Software-Entwickler, Programmierer und ihre Kunden eine echte Herausforderung, da große Ungewissheit herrschte, worauf man sich einzustellen hatte. Andererseits waren mit den Vorab-Plugins schon Testversionen einsehbar, mit denen man sich einarbeiten und vorbereiten konnte.
Doch wir wollen die Angelegenheit mal genauer betrachten. Als WordPress Agentur erläutern wir die Vor- und Nachteile sowie die Chancen des Gutenberg-Editors.
Ein Content-Management-System stellt sich den Herausforderungen
Content, Content, Content – digitales Publizieren, aber auch die Baukästen zur Website- bzw. Homepage-Erstellung stehen unter Zeitdruck. Content hat eine kurze Halbwertzeit und die Handhabung zum Erstellen neuer Seiten und neuer Inhalte soll beschleunigt und vereinfacht werden. Die Texterstellung bei WordPress war bereits bisher auch schon eine wirklich nutzerfreundliche Angelegenheit, zumal sich WP in der vergangenen Zeit zu einem vollwertigen CMS (Content-Management-System) gemausert hat.
Auch die Webseiten, die wir für unsere Kunden erstellen, basieren auf WordPress und das auch zurecht. Kein anderes System ist so vielseitig einsetzbar und gleichzeitig trotzdem so intuitiv.
Das Unternehmen Automattic, welches die einstmals als Blog-System ausgerichtete Software immer weiter entwickelt, hat sich mit dem neuen Editor den Herausforderungen gestellt. Es möchte seinen beeindruckenden Marktanteil von rund sechzig Prozent, bezogen auf CMS-Webseiten, nicht verlieren und den Veränderungen der Nutzergewohnheiten Rechnung tragen.
Ein Editor für alle Webseiten – der Gutenberg-Editor
Die Layout-Vorgaben bei WordPress stehen als sogenannte Themes zur Verfügung. Mit einem Theme bewältigt WP die Trennung von Design und Programmierung. Man wählte sich im Grunde damit ein Design mit bestimmten „Fähigkeiten“ aus und schrieb los. Das war nicht nur gut, sondern wirkte auf viele Nutzer, die überhaupt keine Ahnung davon haben, wie man seine eigene Website publiziert, äußerst attraktiv.
Während der Entwicklungszeit des neuen Gutenberg-Editors konnten ihn die Nutzer bereits als Plugin testen und ausprobieren. Hat WordPress sich bisher zum Thema digitales Publizieren viele Verdienste erworben, stellt sich die Gemeinde bei der Einführung des neuen Gutenberg-Editors allerdings ein wenig uneins dar.
In WP 5.0 bis 5.2 ist der Gutenberg-Editor nun standardmäßig integriert. Der bisherige TinyMCE Editor wurde ersetzt, der „neue“ ist ein astreiner WYSIWYG-Editor („What-you-see-is-what-you-get“). Damit ist gemeint, dass der Nutzer keine (kryptischen) Codes verfassen muss, sondern beim Zusammenbau seiner Seite sofort „sieht, was er bekommt“.
Der bisher notwendige Einsatz von externen Pagebuildern bei der Erstellung grafischer und vom Seitenaufbau anspruchsvollerer Webseiten entfällt, denn der Nutzer erhält alle passenden und geeigneten Pagebuilding-Elemente vom Gutenberg-Editor bereits geliefert. Die Schwelle für den normalen Internetnutzer ist somit erneut um ein weiteres Mal deutlich gesunken und die Pflege der Website wieder ein Stück simpler geworden. Auch wenn WordPress bei unseren Kunden schon seit jeher als sehr einfach zu erlernend gesehen wurde, kann die Content-Pflege gerade bei etwas komplexer aufgebauten Internetseiten eine hohe Einstiegshürde bedeuten, die nicht jeder überwinden kann oder möchte.
Blöcke – eine gute Idee
Es kommt ganz darauf an: Wer schreibt, der schreibt – und konzentriert sich auf das Inhaltliche. Und ist froh, wenn die Seite schon steht. Der Text ist das Wichtigste. Blogger sind nun gezwungen, sich ihre Seite gleich „mitzubauen“, sagen die einen. Pures Schreiben allein kann man allerdings auch weiterhin, entgegnen die anderen. Sowohl mit dem Plugin Classic Editor, mit dem sich weiterbloggen lässt wie bisher, als auch mit dem neuen Gutenberg-Editor. Die Nutzung der neuen Möglichkeiten lässt sich einfach auf wenige Blocks (zum Beispiel Absätze mit minimaler Formatierung) begrenzen.
Egal, ob man neue Seiten oder neue Beiträge erstellen möchte, für beides kann man den Gutenberg-Editor nutzen… oder auch nicht. Bereits beim Erstellen sieht der Anwender die Neuerungen: Zunächst fällt der Weißraum auf – die schlichte, helle Seite. Alles, was das Theme hergibt, lässt sich nun in Form der Blöcke einfach als Drag-und-Drop-Einheiten zusammenstellen oder, wenn man so will, „komponieren“. Komplexere Layouts oder selbst Landingpages konnte man bisher ohne technische Kenntnisse nicht so einfach bauen. Ein gelungener Coup. Das muss man Matthew Mullenweg schon lassen.
Ein Pagebuilder war das, was WordPress seit Jahren fehlte
Konsultiert man WordPress selbst, so sieht die Argumentation insgesamt noch ein wenig positiver aus. Medienreiche Seiten und Beiträge wurden durch die Neukonzeption völlig anders gestaltet. Blöcke bringen eine hohe Flexibilität mit sich. Der Gutenberg-Editor ist nun so optimiert, dass auf sämtlichen Bildschirmgrößen gearbeitet werden kann und somit den so wichtigen responsiven Faktor mit einbezieht. Er berücksichtigt also, dass immer mehr Menschen Webinhalte auf dem Smartphone oder Tablet nutzen. Multimedialastige Layouts sind modern? Richtig. Immer mehr Seiten hatten in den letzten Jahren Pagebuilder-Plugins installiert. Und für Automattic war klar, das muss WordPress nun auch können.
„Werde ein Baumeister“, rät WordPress und meint damit vor allem, den Verzicht auf Codes und die schnelle Anwendung verschiedener Standard-Blöcke, mit denen die Seite schnell und einfach aufgebaut werden kann. WP nennt sie übrigens „neue beste Freunde“ und „ein großartiges neues Werkzeug, um ansprechende Inhalte aufzubauen“.
Was sind die Blöcke im Einzelnen
Webbeiträge werden zukünftig, wenn es nach WordPress geht, aus aufeinanderfolgenden Blöcken bestehen. Die übrigens superleicht hin- und hergeschoben werden können. Doch was sind Blöcke genau?
Wir haben hier das, worum sich alles dreht, einmal zusammengestellt:
- Absatz
- Überschrift
- Zwischenüberschrift
- Zitat
- Bild
- Galerie
- Titelbild
- Video
- Audio
- Spalten
- Datei
- Code
- Liste
- Button
Wer sich einen ersten Eindruck zum Gutenberg-Editor an sich bzw. über dessen Möglichkeiten bzw. Vorteile machen will, dem seien die folgenden Videos von elmastudio wärmstens empfohlen:
Doch das ist noch nicht alles. Es gibt weitere Blöcke mit Formatierungen, weiteren Layout-Elementen und mit den vertrauten Widgets, ferner Embed-Blöcke, mit denen Content von anderen Seiten wie Youtube, Twitter, Instagram, Vimeo oder Spotify eingefügt werden kann. Man muss kein gelernter Programmierer sein, um zu verstehen, wohin die Reise geht. HTML- und CSS-Kenntnisse sind nicht mehr erforderlich, denn eine einfache Seite mit ein wenig Abwechslung durch Bilder, Videos oder Audios ist im Handumdrehen erstellt.
Es macht zweifellos Spaß! Die Kompatibilität der Pagebuilder-Plugins verschiedener Hersteller war bzw. ist dennoch noch manchmal fraglich. Aber auch dieses Problem wird sicherlich früher oder später gelöst werden: Sie müssen sich in Zukunft wohl eher an den Gutenberg-Editor anpassen. Tatsächlich kann man als Entwickler auch neue Blöcke programmieren.
Der Gutenberg-Editor ist also durchaus eine Option für uns und unsere Kunden. Auch neue Konstanten, Hooks sowie Erweiterung der Cron-API bedeuten dem normalen Nutzer nicht viel, wohl aber dem Programmierer und Webentwickler.
Die Nachteile
Hat die Sache einen Haken? Der Gutenberg-Editor soll die PageBuilder in naher Zukunft überflüssig machen – glaubt man bei WordPress, doch möglicherweise sind die Zielgruppen dafür einfach zu divers. Und ist es nicht vielmehr eher so, dass WordPress die professionellere Seite des Programmierens ein wenig aus den Augen verliert?
Gibt es Probleme, die WordPress-Agenturen die Arbeit schwer machen können?
- Die leichtere Bedienbarkeit bringt größere Risiken in Hinblick auf die bestehenden Plugins, Custom Fields und Metaboxes. Für bestehende Websites bedeutet es, dass der Code angepasst werden muss, wenn die dort verwendeten Elemente weiter genutzt werden.
- Skriptsprache Personal Homepage Tools (PHP): Tatsächlich ist es so, dass alte PHP-Scripts ein Risiko darstellen können und in der neuen Version von WordPress gewarnt wird, wenn ein Plugin nicht die neueste PHP-Version nutzt. Vermutlich werden dort aber nur die Metainformationen abgeglichen, nicht aber tatsächlich geprüft, wie alt die PHP-Version ist, die im Plugin verwendet wurde.
- Ein weiteres Stichwort ist die Barrierefreiheit. Eignet sich das interaktive Interface irgendwann für Screenreader und andere Hilfsprogramme? Im Moment scheint das nicht der Fall zu sein.
- Was als ein wichtiger Punkt wohl sicherlich in der Arbeit mit Kunden auftauchen wird, ist die kaum vorhandene Abwärtskompatibilität: Für ältere WordPress-Webseiten muss dann weiter mit dem Classic Editor gearbeitet werden, der im Übrigen weiter auf TinyMCE basiert und wohl bis 2022 unterstützt wird.
- Auch die CMS-Funktionalität in Hinblick auf Daten (strukturierte Daten, Validierung, Suche, Sortierung, Neu-Aggregation, Rest-API) ist nicht im Fokus des Gutenberg-Editors.
Die Vorteile
Die hier aufgelisteten Nachteile erweisen sich aber möglicherweise als Kinderkrankheiten eines sehr modernen und überaus wandelbaren Systems.
Ist der Gutenberg-Editor nicht doch eher eine Neuerung, die unter dem Strich mehr Vorteile als Nachteile mit sich bringt?
- Was als „neue Ära“ in der Geschichte von WordPress angekündigt wurde, erscheint tatsächlich sehr revolutionär.
- WP hat seine Attraktivität für potenzielle Nutzer deutlich erhöht.
- Die Entwicklung leicht zu handhabender Webseiten und Internetauftritte wird deutlich vorangebracht.
- Die Grundsätze des Systems, Webstandards, Eleganz, Benutzerfreundlichkeit und leichte Anpassbarkeit wurden eindeutig verbessert.
- Wie bei Pagebuildern ist die Erstellung einer Webseite nun intuitiv.
- Mit dem Gutenberg-Editor ist man tatsächlich von Pagebuildern unabhängig.
Fazit
Die benutzerfreundliche All-in-One-Qualität bzw. die zweifelsohne vorhandenen Vorteile des Gutenberg-Editors schlägt die Konkurrenz definitiv. Noch liegen keine Zahlen vor, welchen Anteil der neue Gutenberg-Editor an der Beliebtheit von WordPress haben wird, doch man darf tatsächlich gespannt sein.
Wir sind es auf jeden Fall!
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Zuletzt aktualisiert am: 30. Januar 2023 | Der Informationsdesigner – Werbeagentur Allgäu